Wirtschaftsforum in Hannover

Presseinformation vom 25.08.2016

Die Volksbanken und Raiffeisenbanken luden am 25.08.2016 zum Wirtschaftsforum in Hannover ein. Rund 50 Kunden der Volksbank Südheide nahmen an diesem besonderen Event teil. Das Thema diesmal; die große Gefahr durch Cyber-Attacken im digitalen Zeitalter.

Die Digitalisierung wird unsere Zukunft bestimmen – doch mit ihr gehen Risiken einher, für die Unternehmen und Organisationen oft nicht ausreichend gewappnet sind. Das war das Fazit des Wirtschaftsforums, das gestern im Hannover Congress Centrum stattfand. Mittelständische Unternehmer informierten sich auf Einladung der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Niedersachsen über Big Data und Datensicherheit.

Zur Eröffnung des Wirtschaftsforums kündigte Jürgen Wache, Vorstandssprecher der Hannoversche Volksbank eG, an, dass die Genossenschaftsbanken bereits in wenigen Wochen ein bargeldloses Bezahlen via Smartphone vorstellen werden. Die Digitalisierung fordere historisch gewachsene Branchen heraus und stelle alles Bisherige in Frage. Zugleich betonte er, bei den Kreditgenossenschaften werde trotz des Angebots solcher moderner Lösungen rund um das Mobile Banking „die Dienstleistung immer ein Gesicht haben.“ Wache monierte, dass Deutschland beim Breitbandausbau im internationalen Vergleich zu weit hinten stehe. Die Digitalisierung sei eine zentrale infrastrukturelle Herausforderung und schnelles Internet gerade für die Entwicklung im ländlichen Raum ein kritischer Faktor.

Modernes Datenmanagement lautete das Thema von Prof. Dr. Hans-Jörg Bullinger, Senator und langjähriger Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. „Daten werden der Innovationstreiber Nummer eins“, ist der Wissenschaftler sicher, der 2009 zum Manager des Jahres gewählt wurde. Die Adaption neuer Technologien beschleunige sich: Während einst das Radio noch 38 Jahre benötigt habe, um 50 Mio. Nutzer zu erreichen, sei dies bei Facebook in nur einem Jahr erreicht worden. Aufgrund der immer schnelleren Entwicklungsgeschwindigkeit würden die Möglichkeiten der Digitalisierung enorm zunehmen. In ihnen sieht Bullinger den Hebel für neue Geschäftsmodelle. Dabei verbinde sich die Technologie mit soziokulturellen Entwicklungen wie  der Individualisierung. So stehe das Schlagwort „Mass Customization“ für den Trend, sehr individuelle Produkte herzustellen, jedoch mit einer der Serienproduktion ähnlichen Effizienz. Deutschland steht nach Bullingers Einschätzung im globalen Wettbewerb zwar bei Produktinnovationen an der Spitze, hat aber einen deutlichen Rückstand in der Fähigkeit, diese in innovative Geschäftsmodelle umzusetzen. “Smart Data für Smart Business“, lautet sein Credo: Die Unternehmen müssten jetzt die Weichen stellen, um durch intelligente Datennutzung die Basis für zukünftige Erfolge zu legen.
Datensicherung bei Hackerangriffen wichtig.

Wie man Cyberattacken erfolgreich abwehrt, demonstrierte Mark Semmler den mehr als 700 Gästen. Der Diplom-Informatiker war früher ein Hacker. Heute schützt er als Berater für IT-Sicherheit Unternehmen vor kriminellen Angriffen aus dem Web. Dass die bedarfsgerechte Absicherung von Informationen eine große Herausforderung darstellt, zeigte er mit einem Live-Hacking-Experiment. Sein Beispiel war das von der Telekom für ihre Geschäftskunden reservierte Netzwerk. Die große Anfälligkeit vieler Unternehmen und Organisationen für Datenspionage erklärt er mit veralteten Systemen wie Windows NT 4.0 oder Windows XP. Auch E-Mails seien ein großer Unsicherheitsfaktor. Es sei hier eine Illusion, 100 Prozent Sicherheit von Virenscannern zu erwarten. Diese würden viel zu lange brauchen, um „Infektionen“ zu erkennen. Vor kurzem habe der Virus Loki mit der Verschlüsselung kompletter Datenbestände große Schäden angerichtet. Die Sensibilisierung der Mitarbeiter und angemessene organisatorische Vorkehrungen sind nach Einschätzung Semmlers entscheidende Ansatzpunkte. So seien funktionstüchtige Backups zur Datensicherung unabdingbar, weil sonst komplette Unternehmen lahmgelegt würden.

In einer Gesprächsrunde über digitale Sicherheit und Datenmanagement im Mittelstand nahm auch Polizeihauptkommissar Markus Böger aus dem niedersächsischen Innenministerium Stellung. In der Abteilung Verfassungsschutz betreut er das Sachgebiet Wirtschaftsschutz und widmet sich u.a. der Abwehr von Spionage oder Sabotage. Böger zufolge wissen gerade Mittelständler oft nicht, wo sensible Daten bzw. Informationen liegen. Seine Behörde gehe deshalb präventiv auf die Unternehmen zu, um ein entsprechendes Problembewusstsein zu schaffen. Michael Busch, Bereichsleiter für das Firmenkundengeschäft bei der R+V Versicherung in Wiesbaden, stellte eine neue Cyber-Police vor, die nach anderthalbjähriger  Entwicklungszeit ab Anfang 2017 auf den Markt kommen soll. Sein Unternehmen ist dabei ein Vorreiter bei Datenschutz-Policen für den Mittelstand.

Moderiert und mit satirischen Farbtupfern versehen wurde das Wirtschaftsforum von dem Wissenschaftskabarettisten Vince Ebert. Als Consultant bei einer Unternehmensberatung entdeckte er einst sein kabarettistisches Talent. Der studierte Physiker warb auf humoristische Art für menschliche Kreativität und unorthodoxe Ideen als Gegenpol zur Logik von Computern. „Computer sind Rechenmaschinen, die sich keine Gedanken über Sinnhaftigkeit und Absurdität machen können. Computer rechnen – Gehirne verstehen.“